Luftkrieg 15. Januar 1945 in Reutlingen

Die Geschwister Bausch, Näherinnen bie der Firma Eugen Schnitzler.

Bausch , Ruth, geb. 27.12.1923 in Wannweil, Ledig, Beruf: Maschinennähterin
Bausch , Charlotte, geb. 21.01.1925 in Wannweil, Ledig, Beruf: Maschinennähterin
Töchter des Wilhelm Bausch und der Maria geb. Nill.
Ums Leben gekommen bei einem Luftangriff in Reutlingen am 15. Januar 1945 während der Arbeitszeit bei der Firma Schnitzler. Trauergottesdienst am 20.1.1945 um 2 Uhr nachmittags.
Kränze der beiden Altersjahrgänge und der Fa. Schnitzler Reutlingen.
Quelle: Kirchenbuch



Todesanzeigen in der Tageszeitung für die Opfer des Angriffes vom 15.1.1945.

Es war der erste große Luftangriff auf Reutlingen. Der erste Bombenangriff auf Betzingen am 15.16. März 1944 war vermutlich ein Fehlwurf. Am 15.1.1945 starben 152 Personen. Ungefähr 1400 Sprengbomben und 6000 Brandbomben wurden bei schönstem Winterwetter aus den Flugzeugen abgeworfen. Auffallend viel Tote gab es im Luftschutzraum der Fa. Schnitzler. Eine verschüttete Mitarbeiterin, welche nach Stunden ausgegraben wurde erzählte, daß die ganze Fabrikantenfamilie Schnitzler auf dem Weg in den Bunker getötet wurde. Die Geschwister Bausch aus Wannweil verbrannten ebenfalls außerhalb des Luftschutzraumes. Eine ältere Frau lag tot auf der Kellertreppe. Siehe auch "Kinderlandverschickung".

Ein Vierzehnjähriger Wannweiler beobachtete den Angriff von Jettenburg aus.

"Ich erinnere mich noch ganz gut an den ersten Angriff. Der genaue Tag ging mir zwar verloren, ich weiss aber noch dass es ein fast wolkenloser Tag war. Mein Onkel Gottlob W. und ich waren im Wald zwischen Wannweil und Jettenburg; wir hatten dort ein Grundstück und schlugen Brennholz an dem Tag. Wir hörten zuerst die Sirenen von mehreren Ortschaften, und einige Minuten später kamen die ersten Flugzeuge (B-17 Bomber) aus Richtung Süd-Osten. Gottlob und ich stiegen dann aus dem Wald raus auf die Jettenburger Höhe um zu sehen was los war.
Ein neuer Flug von Bombern kam dann aus Süd-Osten; man konnte die Flugzeuge ganz deutlich sehen. Ein einziges Flugzeug,(ein sog. "Pathfinder") kam zuerst und warf eine Rauchbombe über dem Ziel in Reutlingen. Offenbar war da sehr wenig Wind, denn diese Rauchsäule hing fast unbeweglich in der Luft. Ich weiß nicht wie viele Flugzeuge an dem Angriff teilnahmen; es waren aber mehrere Dutzende. Jedesmal, wenn ein Flugzeug zu der Rauchsäule kam, fielen die Bomben; von unserer Stelle konnte man die Bomben ganz deutlich sehen. So viel ich mich noch erinnere dauerte der ganze Angriff nur etwa eine halbe Stunde, und die Flugzeuge flogen in Richtung Nord-West weiter.
Es ist fast unbegreiflich wenn man so etwas ansieht. Die Zerstörung in Reutlingen sah ich dann am folgenden Tag.
Als Mitglied des Jungvolkes mussten wir am nächsten Tag nach Reutlingen zum Noteinsatz."

Kommentare

Raimund Vollmer hat gesagt…
Lieber Walter, dies war die Geschichte, die ich gestern meinte, als ich dir erzählte, dass eine deiner Tagebucheinträge mir sehr unter die Haut gegangen ist.
Überhaupt: Aus deinen Erzählungen könnte man einen Familienroman machen, gegen den sich die Buddenbrocks verdammt anstrengen müssten.

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