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Es werden Posts vom März, 2009 angezeigt.

Familienfoto Kämmerle um 1870

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Familie Kämmerle, Atelieraufnahme um 1870, Sämtliche Personen sind in Wannweiler Tracht . Johann Georg Kämmerle war ein fortschrittlicher Mann. Er nannte sich nicht wie seine Väter Kümmerlin, sondern ließ sich als Kämmerle im Kirchenbuch eintragen. Im Jahr vor der Revolution heiratete er Anna Maria Koch aus Kirchentellinsfurt. Sie starb bei der Geburt ihres vierten Kindes, welches noch zwei Wochen ohne Mutter überlebte. Was für eine Not, das Älteste war noch keine zehn Jahre alt. Der Vater heiratete noch im selben Jahr die 30 jährige Friederike Rösch, ebenfalls aus Kirchentellinsfurt. Sie schenkte ihm nochmals drei lebende Kinder und durfte 82 Jahre alt werden. Im photographischen Atelier, vielleicht in Reutlingen. Das Kollodiumverfahren zur Herstellung von Papierbilder war um 1870 noch eine Novität. Die Wanderfotografen wurden damals sesshaft und richteten Ateliers ein. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Familienfotos der Bauern- und Handwerkerfamilien. Daguerreotypien konnt

Am Firstbächle und an den Wässerwiesen

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An einem Bewässerungsgraben im Grieß stehen diese Kopfweiden. Christian Kern fotografierte 1942 diese Felben, sie werden Kopfweiden genannt und wachsen an jedem fließenden Gewässer, wenn man sie nur lässt. Durch das schneiden der Ruten werden sie im Alter immer bizarrer. Mein Großvater ließ die Ruten zu armdicken Ästen auswachsen und schnitt sie dann zu Brennholz ab. Alte Felben werden innen hohl und waren für Kinder beliebte Verstecke beim spielen. Überhaupt war der Grieß und die Gänsweide ein beliebter Spielplatz für Buben und Mädchen. Heute sind die Wiesen verschwunden. Straßen und Häuser haben den Ortsrand bis zum heutigen Firstbach verschoben. Orientierungspunkte sind links der Bäume das Geschäftshaus des Adolf Herrmann, Wäschefabrikant und rechts der Bäume das Haus Grießstraße 27, damals Familie Walz. Ein Idyll am Firstbach, März 1942. Auf dem Foto kaum zu erkennen ist der Feldweg links im Bild, es ist die heutige Grießstraße an der Gänsweide. Damals brauchte man kein Sch

Auf der Insel, am Firstbächle in der Grießstraße

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Die Grießstraße, Blick zum Haus Jahnstraße 1 Das Kind mit der Geisel kann auch ein Bub sein. In diesem Alter machte man keinen Unterschied in der Kleidung, sie musste halt praktisch sein. Das Brückle links über den Firstbach führt zum Inselweg. Davor steht eine fahrbare Mostpresse. Rechts ein freilaufendes Huhn. Auf den ungeteerten Straßen gab es genug Kutter zum scherren. Nach einem Regen brachte man schwere Dreckschuhe nach Hause, die am Scherreisen neben der Haustüre abgekratzt wurden. Das Firstbächlein, das eher vom Oberflächenwasser als von einer richtigen Quelle genährt wurde, konnte nach einem Regen sein betoniertes Bett schon ausfüllen. Die Anwohner waren froh, als es 1948 umgeleitet wurde. Nach der Eisenbahnunterführung ging es nun geradeaus der Echaz zu. Die Häuser zwischen Grießstraße und Echaz standen nun nicht mehr auf einer Insel. Bis dahin waren sie nähmlich vom Ort her nur über Brücken zu erreichen. 1982 wurde der Flußlauf nochmals Hochwassersicher ausgebaut und die

Steiner, ein Flugzeugführerleben, Teil 3

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Aus dem Lebenslauf des Fluglehrers und Unteroffizier Erich Steiner, Jahrgang 1918. Nach dem Besuch der Volksschule, wo er nach Angaben seiner Schwester immer „erst“ sass, lernte er bei der Ortsansässigen Schreinerei Gaiser & Co. das Schreinerhandwerk. Nicht nur in der Volksschule, auch im Beruf war er sehr begabt. Die einfachen Verhältnisse im Elternhaus erlaubten den Besuch einer höheren Schule nicht, auch wenn der Lehrer diesbezüglich seine Eltern mehrmals ansprach. Seine Mutter, Lina Steiner geb. Digel starb bereits 1931 im Alter von 40 Jahren, sein Vater, der Maurerpolier Wilhelm Steiner verunglückte 1935 bei einem Arbeitsunfall beim Bau der Reutlinger Christuskirche tödlich durch Gase in einer Baugrube. Mit seinem Lehrmeister Karl Ott, ein Kompagnon von Karl Gaiser, hatte Steiner ein freundschaftliches Verhältnis. Es sind mehrere Feldpostbriefe erhalten geblieben. Sein Schulfreund L. W. hat in seinen Fotoalben die Freundschaft zu Erich Steiner in zahlreichen Aufnahmen dok

Steiner, ein Flugzeugführerleben, Teil 2

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Erich Steiner beim Briefeschreiben, kein Foto ohne freundliche Grüße auf der Rückseite In einem seiner Briefe an seinen Schulfreund L.W. zitiert er das Soldatenlied von Herybert Menzel, "Wenn einer von uns müde wird, der andere für ihn wacht. Wenn einer von uns zweifeln will, der andere gläubig lacht. Wenn einer von uns fallen sollt', der andere steht für zwei, Denn jedem Kämpfer gibt ein Gott den Kameraden bei." Er unterschreibt "Dein guter Kamerad und Freund Erich" Ein Brief an seinen Lehrmeister K.O. in Wannweil. 27.10.1939 Erlaube mir, Ihnen noch einige Zeilen zu senden. Habe in meiner Karte bereits geschrieben, daß ich bereits eingelebt bin. Wenn der Dienst auch das Seitherige an Härte übertrifft, so nehme ich auch alles wie es kommt, aber bis jetzt glaube ich immer Schritt gehalten zu haben. Glauben Sie mir, ich könnte schon manches erzählen, bin ja schließlich nicht das erstemal dabei, aber mit allen Waffen vertraut zu werden, in 4 Woche

Steiner, ein Flugzeugführerleben, Teil 1

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Erich Steiner, Schreiner, geb. am 8.8.1918 in Wannweil, gestorben am 19.3.1944 nach Flugzeugabsturz beiNeresheim Flugplatz Krosno in Polen, Deutsche Luftwaffe 1940, Zeichnung nach Foto 1932 wurde der Flugplatz eröffnet und sechs Jahre später wurde die Flugschule von Bromberg (Bydgoszcz) nach Krosno verlegt. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges erreichte am 6. September 1939 die Wehrmacht die Stadt und besetzte sie. Am 1. September 1944 wurde die Stadt von der Roten Armee befreit. Erinnerungsbild, von Flieger Erich Steiner mit Feldpost an Wilhelm Hafner gesandt. Der Gipser Wilhelm Hafner diente in Krosno in einer Radfahrerschwadron. Das Foto zeigt den Flugplatz Krosno. Vor einer Flugzeughalle wird eine Messerschmitt Bf 109 gewartet. Auf dem Dach der Halle weht die Reichskriegsflagge. Da in dieser Einrichtung strenges Fotografierverbot herrschte, hat ein Kamerad Steiners diese Szene gezeichnet. Angeblich wurde ein heimliches Foto gemacht und dieses abgezeichnet. Der Wannweiler Eric

Konfirmation 1915

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Konfirmation im Kriegsjahr 1915, gerahmtes Erinnerungsblatt. Der Zeitgeist wehte auch in der Kirche. Pfarrer Paul Schreiber, 51 Jahre alt, gab den Konfirmanden dieses heroische Gedenkblatt mit Denkspruch mit. Name und Spruch sind verblasst, der Konfirmand längst gestorben. Nur das faksimilierte Gemälde von Arthur Kampf (1864-1950) mit dem Titel "Einsegnung der Freiwilligen" tritt noch scharf hervor. Den 18 Buben des Jahrgangs 1901 blieb der Kriegsdienst unter Kaiser Wilhelm erspart. Aus dem II. Weltkrieg sind alle wieder zurückgekehrt, als über 40jährige kämpften sie nicht gerade in vorderster Linie, obwohl mancher sich freiwillig zum Kriegsdienst meldete. Der Sinnspruch "Gott mit uns" wurde seit den Befreiungskriegen den deutschen Soldaten mitgegeben und war auch Bestandteil des Preußischen Wappens. Bis 1945 stand dieser Spruch auf dem Koppelschloss der Soldaten. Die Bundeswehr trägt seit 1962 die Worte Einigkeit, Recht, Freiheit auf ihrem Koppelschlo

Luftkrieg 15. Januar 1945 in Reutlingen

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Die Geschwister Bausch, Näherinnen bie der Firma Eugen Schnitzler . Bausch , Ruth, geb. 27.12.1923 in Wannweil, Ledig, Beruf: Maschinennähterin Bausch , Charlotte, geb. 21.01.1925 in Wannweil, Ledig, Beruf: Maschinennähterin Töchter des Wilhelm Bausch und der Maria geb. Nill. Ums Leben gekommen bei einem Luftangriff in Reutlingen am 15. Januar 1945 während der Arbeitszeit bei der Firma Schnitzler. Trauergottesdienst am 20.1.1945 um 2 Uhr nachmittags. Kränze der beiden Altersjahrgänge und der Fa. Schnitzler Reutlingen. Quelle: Kirchenbuch Todesanzeigen in der Tageszeitung für die Opfer des Angriffes vom 15.1.1945. Es war der erste große Luftangriff auf Reutlingen. Der erste Bombenangriff auf Betzingen am 15.16. März 1944 war vermutlich ein Fehlwurf. Am 15.1.1945 starben 152 Personen. Ungefähr 1400 Sprengbomben und 6000 Brandbomben wurden bei schönstem Winterwetter aus den Flugzeugen abgeworfen. Auffallend viel Tote gab es im Luftschutzraum der Fa. Schnitzler. Eine verschütt

Schuhkauf 1943 und 2009

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Bezugsschein für Schuhe aus der Kriegszeit 1943. So sieht ein Bezugsschein für Werktags Straßenschuhe aus. Man ging also zuerst aufs Amt und dann zum Schuhmacher. Wer diesen Weg nicht einhielt, dem drohten drakonische Strafen, sowohl dem Schuster wie auch dem Kunden. " Wer unnötig einen Bezugsschein in Anspruch nimmt, schädigt einen anderen Volksgenossen!" So steht auf dem Schein. Der Antragsteller unterschrieb auch diesen Satz: "Mit der Nachprüfung meiner Angabe an Ort und Stelle (Hausnachschau) bin ich einverstanden" . Es klingelt morgens um 7 Uhr. "Guten Morgen, zeigen Sie mir bitte Ihren Schuhschrank! Sie haben ja sogar ein Paar Hausschuhe, und diese Straßenschuhe haben ja nur vorne ein Loch, diesen Sommer halten Sie noch. Was glauben Sie eigentlich, Sie Volksschädling!!" So weit, aufs Äußerste, wird es nicht gekommen sein, das wäre lächerlich gewesen. Aber ein schlechtes Gewissen hatte mancher mit dem Schein in der Hand. Schuhe waren Früher kos

Kochkurs Wannweil 1912

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Kochkurs für Wannweiler Hausfrauen. Die Damen sind mir fast alle namentlich bekannt, ein paar kannte ich persönlich. Vermutlich hat der Kurs im Gasthaus "Zum Hirsch" stattgefunden. Das kleine Mädchen ist die Tochter der Wirtin Maria Raiser, wir nannten sie nur die "Hirschwirtshilde". Lange wusste ich nicht, daß sie eigentlich Hilde Röhm (*1907) hieß. Maria Raiser kniet rechts von Hilde. Die vierte von rechts ist die Adlerwirtin Sofie Künstle, sie sitzt hinter der Trachtenträgerin Karoline Sauter geb. Maier, der Ehefrau des "Zaun-Sauter". Ganz rechts steht Albertine Weber geb. Schirm, Fabrikantenfrau des Weber Jakob. Um ein paar Hausnamen zu nennen erwähne ich das "Krämer-Päule" die Tochter vom "reichen Maurer" und die Karline vom "Stunden-Henes". Wer mehr wissen will, darf sich an mich wenden. Ein Rezept aus dieser Zeit. Das Rezept für gebrühte Kugeln war damals schon 40 Jahre alt und ist handschriftlich überliefert:

Kunst am Bau 1956

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Künstler am Werk, hier der Südgiebel von Turnhalle und Schwimmbad der 1956 eröffneten Uhlandschule. Die Kunst am Bau kam beim Bauvorhaben „Uhlandschule“ nicht zu kurz. Schon aus der Ferne wird der Blick zu der Sgraffito-Arbeit auf dem Südgiebel der Turnhalle gelenkt. Die Grafik des Reutlinger Künstlers Anton Geiselhart (1907-1973) nimmt die gesamte Wandfläche ein. Dargestellt sind Turner, welche auf den Zweck des Gebäudes hinweisen. Eine Industriearbeiterin und ein Landwirt in den beiden weiteren Feldern symbolisieren die damals wichtigen tragenden Säulen der Einwohnerschaft. Bildhauerarbeit von Hans-Dieter Bohnet. Im Eingangsfoyer des Hauptgebäudes steht noch ein Marmorrelief, geschaffen vom Stuttgarter Bildhauer Hans-Dieter Bohnet. (* 1926 in Trossingen ; + 2006 in Stuttgart). Hans Dieter Bohnet hat Architektur und anschließend Kunst studiert. Ein bekanntes Werk, eine Metallplasik, steht vor dem "Langen Eugen" in Bonn. Sein Onkel Heinrich Bohnet war in den 30er Jahren

Goldene Konfirmation 2009

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Konfirmation am 15. März 1959. Pfarrer Ernst Schüle, damals 57 Jahre alt, konfirmierte am 15.3.1959 in der Johanneskirche 12 Söhne und 10 Töchter des Jahrgangs 1944/45. Die Schulentlassfeier war am 23. März 1959 mit Lehrer Hans Hirsch im Gemeindehaus. Die Einschulung war 1951. Am ersten Schultag mussten die Eltern den ABC-Schützen noch die Wandsprüche über dem Schulportal vorlesen. Verstanden haben die Kinder den Sinn erst später. Links stand: "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir." Auf der rechten Seite stand: " Siehe die Furcht des Herrn das ist Weisheit und meiden das Böse das ist Verstand." Hier sitzen sie im damals noch "neuen" Schulhaus in der Eisenbahnstraße. Ihr Lehrer Robert Schuster, Jahrgang 1894 ist am 25. Januar 1953 einem plötzlichen Herzschlag erlegen. Die Klasse wurde von dem Reutlinger Rektor a.D. Gustav Downar übernommen. Die Schule vergrößert sich. Mit Beginn des Schuljahres 1951/52 wird die Schule sech

Die Schlangensage von Wannweil

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Der Hipp-Hof, ein ehemaliger Lehenshof des Reutlinger Spitals. Schauplatz der Schlangensage. Gemalt von Wilhelm Hipp (1903-1993) um 1926. Wilhelm Hipp ist in diesem Hof aufgewachsen. Die Schlangensage von Wannweil „In Wannweil, dort, wo der Ebbach in die Echaz mündet, lag einst mitten im Fluß ein Felsen. An heißen Sommertagen sonnte sich eine Schlange auf dem Stein, die trug ein goldenes Krönlein. Das Tier stand bei den Leuten in hohem Ansehen. Niemand störte es an seinem Ruheplatz, und wenn man ihm auf dem Weg dorthin begegnete, wich man aus. Kam die Schlange an einer Ackerfurche daher, so stellte der Bauer seinen Pflug zur Seite, damit sie ihren Weg ungehindert fortsetzen konnte. Das seltsame Tier hauste in einer Höhle mitten im Burghau, einem Hügel, auf dem einst ein Schloß gestanden haben soll. Durch einen bösen Zauber sei die Schloßherrin in eine Schlange verwandelt und in den Berg verbannt worden, erzählte man. Ein schwarzer Pudel mit feurigen Augen bewache die unermeßlichen

Das Gemeindewappen, bildgewordene Sage

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Das aktuell verwendete Wappen der Gemeinde Wannweil, Stand 2009 Durch Gemeinderatsbeschluss vom Januar 1925 wurde die Schaffung eines Ortswappens beschlossen. Da ein eigentliches Ortswappen aus früherer Zeit in Wannweil nicht vorhanden war, wurde nach längeren Verhandlungen das heutige Ortswappen vom Landesamt für Denkmalpflege gutgeheißen. Dem Wappen liegt eine Sage zugrunde, wonach in der Burg im Gewann Burghau in früherern Jahren eine verzauberte Prinzessin in der Gestalt einer Schlange gelebt haben soll. Diese kam des öfteren in den Ort um bei einem Bauern Milch zu trinken.

Musikfest 1968 in Wannweil, 60 Jahre Musikverein

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Der Festzug wird vom Fahnenträger angeführt, er ist heute ein gestandener Geschäftsmann in Kirchentellinsfurt. Es fällt auf, dass die Farbe rot-weiß der Ortsfahne die Farbe der Männertracht ist. Die Häuser im Hintergrund gehören der Familie Rilling, Bahnhofstraße 9 und Haus Nr. 11 dem Kaufmann Jakob Gaiser, heute Getränkemarkt. Rädlesführerinnen? Nein, Rollschuhmädchen. Damals gab es noch keine Rollerblades und Inlineskates, nur hundsgewöhnliche Rollschuhe zum unter die Schuhe zu binden. Die Firma Musik-Abbruchverein. Oswald Hipp schleppt mit seinem "Bulldogg" ein symbolisches Abbruchhaus. Schlepper-Beifahrer Fritz Schneider (1925-2004) und der auf dem Anhänger aufgesessene Werner Steinlen (1931-1994) sind die Hausabbrecher. Die Wannweiler wissen, dass man die in den Jahren des Jubiläums abgebrochenen Häuser an einer Hand nicht abzählen kann. Karl Harrer zeigt in seinen Filmen den Musikverein als Abbruchfirma in sehenswerten Szenen. Die Fotos stellte Gerhard Hipp z

In der Schule, als der Lehrer noch Schulmeister war

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Lehrer Greiner mit Schulklasse im Schulhaus Schulstraße um 1935 Erinnerungen eines Schülers an seine Schulzeit in diesem Klassenzimmer mit Lehrer Otto Wohlfahrt (1902-1957). Wohlfahrt war von 1939 bis zu seiner frühen Pensionierung im Februar 1951 Lehrer in Wannweil. "Lehrer Wohlfahrt hatte manchmal eine Art epileptische Anfälle, ich glaube das kam noch vom Krieg. Er wohnte über dem Klassenzimmer im Schulhaus Schulstraße. Wenn seine Frau hörte wie er tobte, er hatte dann Schaum vor dem Mund, kam sie herunter und holte ihn in die Wohnung. Wollte er uns Buben bestrafen, mussten wir zu ihm sagen „mir juckt das Fell, ich will eine Tatze“. Er erließ uns die Strafe, wenn wir eine besondere Aufgabe erfüllten. Entweder mussten wir an der Eisenstütze zur Decke hochklettern und etwa drei Minuten uns an der Deckenkonsole festklammern. Wer das schaffte war seiner Strafe entlastet. Manchmal mussten wir einen Bleistifft zwischen Nase und Oberlippe quer einklemmen und so zur Tafel kommen. Das

Konfirmanden 1944 und 50 Jahre später

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Konfirmation am 2. April 1944 in der Wannweiler Johanneskirche. Pfarrer Traugott Bausch konfirmierte 13 Söhne und 14 Töchter. Auch in diesem Jahr streikten die "Söhne" beim fotografieren. Es sind nicht mal alle Mädchen hingestanden. Ich könnte mir vorstellen dass die Jungen, damals zwangsweise politisch in der HJ organisiert, sich schämten, im Konfirmandenanzug vor die Kirche zu stehen. Von 1945 bis 1947 gibt es keine offiziellen Gruppenbilder. In diesen Jahren hatten die Menschen andere Sorgen. Fünfzig Jahre später, Goldene Konfirmation 1994 mit Pfarrer Siegfried Schanz. Dieses mal stellten sich Töchter und Söhne des Jahrganges 1930/31 im Chor der Johanneskirche zum Gruppenbild auf. Das Häufchen ist auch schon kleiner geworden. Vor etlichen Jahren ist der Brauch der Goldenen Konfirmationsfeier im Gottesdienst eingeführt worden. Ein Witz zur Konfirmation sei auch erlaubt: Beim Pfarrkonvent gab es in der Pause willkommene Gelegenheit aus dem Nähkästchen zu plaudern

Als die Konfirmanden streikten

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Konfirmation 1938 in Wannweil, Mädchen des Jahrganges 1924/25. Wo sind die Buben? Konfirmiert wurden 9 Söhne und 19 Töchter, so hat es Konfirmator Traugott Bausch im Kirchenbuch festgehalten. Abgebildet sind auf dem offiziellen Foto aber 20 Mädchen und keine Buben. Elfriede Leibßle, die vierte von links in der mittleren Reihe wurde in der Neuapostolischen Kirche konfirmiert und hat sich zu ihren Schulfreundinnen gestellt. So kam sie auch zu einem Konfirmandenbild. Die Geschichte mit den Buben hat mir eine ehemalige Konfirmandin erzählt: " Konfirmandenunterricht hatten wir bei Pfarrer Kurz und bei Pfarrer Bausch. Die Buben haben besonders Pfarrer Bausch oft geärgert und ihm Possen getan. Einmal haben sie ihm mit Kreide Hakenkreuze auf den Rücken gemalt. An der Konfirmation war es ihnen zu kindisch, sich mit den Mädchen fotografieren zu lassen. Sie absolut nicht bereit dazuzustehen. Deshalb gibt es vom männlichen Jahrgang 1924/25 kein offizielles Konfirmandenfoto." Seit

Konfirmation 1841

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Erziehung im 19. Jahrhundert Wenn man nicht umziehen muss, bleibt vieles am angestammten Platz liegen. Deshalb blieb das Gesangbuch samt Denkspruch an die Konfirmation 1841 im Haus des "Kronenwirts Albert" erhalten. Der Großvater von Albert Gaiser, Johann Georg Gaiser (1827-1897) wurde am 1. März 1841 von Pfarrer Lorenz Ruoff konfirmiert. Schon vorher bekam er das Gesangbuch, welches damals nicht nur im Konfirmandenunterricht sondern auch in der Schule verwendet wurde. Die Konfirmation wurde in Württemberg im Jahr 1723 eingeführt. Der Gesangbuchstreit , Soldaten besetzen Kichentellinsfurt. Das Gesangbuch des Johann Georg Gaiser ist eine 1812 aufgelegte Ausgabe des 5. Württembergischen Gesangbuch von 1791. Ein rationalistisches Gesangbuch das die bisherige Überlieferung grundsätzlich verlässt. Es enthält 625 Lieder, vom vorherigen Buch wurden nur 114 Lieder übernommen. Fast könnte man das Sprichwort "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" auch auf dieses

Straßenbau in der Hauptstraße um 1953

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Die Ortsdurchfahrt bei der Schildwirtschaft "Zum Ochsen". Wie viele Male war die Ortsdurchfahrt schon aufgerissen und umgewühlt? Hier wird kanalisiert. Der Bagger steht vor dem Haus von Fritz Walker, auf der linken Straßenseite sieht man das alte Wirtshausschild des Ochsen. Nicht lange danach wurde das Schild abmontiert und durch eine "Konsum"- Reklame ersetzt. Die Gaststube wurde zum Einzelhandelsgeschäft umgebaut. Nach dem Krieg gab es wieder Konsumgenossenschaften, aus welchen später die "COOP" Kette hervorging. Das Bäckahenes-Haus am rechten Bildrand steht kurz dem Abbruch. Vorher hat es Gerhard Braun noch gemalt. Die ersten Kanalisationsarbeiten im Ort wurden 1938 in der Marien-, Zeppelin-, Katharinen-, und Bahnhofstraße durchgeführt. Seit 1843 gab es in Wannweil gepflasterte Kandel. 1923 wurden Wasserleitungen und 1930 Gasleitungen verlegt. Die Kandel hielten 100 Jahre, die heutigen Versorgungsleitungen werden wohl alle 30 Jahre ausgetauscht. U

Hochzeit 1929, Albert und Katharina Gaiser

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Brautpaar in Tracht und Gehrock vor der Johanneskirche Albert Gaiser, der "Kronenwirts Albert" (1900-1982) hat seine Braut in Wankheim gefunden. In der Wannweiler Johanneskirche wurde das Paar am 13. April 1929 von Pfarrer Kurz getraut. Die Braut, Katharina Gaßler, heiratete in ihrer Wankheimer Tracht mit dem auffallenden Schappel (Kopfschmuck), Albert Gaiser im Gehrock mit Zylinder. Damals waren schon Hochzeitskleider modern, einzelne Bräute hielten am alten Brauch fest. Der Gehrock wurde an besonderen Festen, Hochzeiten und Beerdigungen getragen. Manche haben zur Hochzeit auch einen ausgeliehen. Oft wurde das Schappel nach der Hochzeit eingerahmt und als Wandschmuck zur Erinnerung an die Hochzeit in die gute Stube gehängt. Als verheiratete Frau brauchte man es ja nicht mehr.

Beim Brunnen, das Haus des "Kronenwirts Albert"

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Ein stattliches Bauernhaus, früher die Wirtschaft Zur Krone. Heute das Haus Hauptstraße 19 der Familie Preuss, der Südgiebel grenzte an das Anwesen des Ochsenwirts Georg Wollpert. Im oberen Stockwerk sind noch Butzenglasfenster eingebaut und ganz oben im Giebeldreieck ist der Taubenschlag, ebenso fehlt nicht der Starenkasten am oberen "Benelädle". Albert Gaiser (1900-1982) hielt noch lange Vieh im Stall. Sein Hausname Kronenwirts Albert deutet auf die Wirtschaft hin. Weltpolitik am Scheunentor. Der Nordgiebel ist ohne Fenster, denn er birgt die Scheune. Das kleine Nebentor diente als Plakatwand. Neben ein paar "dauerhaften" Werbetafeln ist auch ein Wahlplakat angeschlagen. Interessanter Weise kann man daran die Entstehungszeit ausmessen. Fett gedruckt steht: "So urteilt Lloyd George". Der ursprünglich deutschfreundliche britische Nationalökonom trat nach einem Besuch des Hitlerdeutschlandes mit seinem Spruch: "He is a great man" ins Fettnäp

Beim Brunnen, das Haus der "Bäckahenes-Marie"

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Die Hauptstraße um 1950. Gebäude Hauptstraße 16-18 , Bauernhaus mit Misthaufen und Kastanienbaum. Aquarell von Gerhard Braun, Enkel des Ochsenwirts Georg Wollpert. Blick in die rechte Häuserzeile der Hauptstraße von der heutigen Kreissparkasse aus. Das Haus der "Bäckahenes-Marie" wurde um 1953 abgebrochen und durch ein Geschäftshaus ersetzt. Anschließend die Häuserzeile Fritz Walker, Fahrradmechaniker, Metzgerei Kern, Schmied Gaiser, Bäckerei Klett und Eisen-Klett. Blick vom Fahrradwalker zum Haus der "Bäckahenes-Marie". Anna Maria Milocco geb. Walker (1892-1956) mit Tochter Else (*1914) stehen am Brunnen vor dem Haus Walker. Das Gebäude im Hintergrund wurde um 1952 abgebrochen und durch ein Geschäftshaus ersetzt, die Hauptstraße 18 enthielt einen Schreibwarenladen sowie die Filiale der Kreissparkasse. Danach einen Polizeiposten, welcher wegrationalisiert wurde. Das Foto entstand um 1917, die kleine Else ist nun 95 Jahre alt, es geht ihr gut in Chula Vista,

Der Brunnen beim Fahrrad-Walker

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Der Brunnen an der mittleren Echazbrücke. Der Viehtränkbrunnen mit zwei Trögen sieht etwas lädiert aus, der Brunnensäule fehlt die markante Spitze. Auch hier erscheint die Straßenkreuzung wie ein kleiner Platz. Es gab noch keine markierten Abgrenzungen von Fahrbahn und Gehweg. Am Rand des feingeschotterten Weges war der gepflasterte Kandel. Schmied Albert Gaiser hatte am Sonntagmorgen die Aufgabe, die noch ungeteerte Hauptstraße und Dorfstraße zu sprengen, damit die Kirchgänger staubfrei in den Gottesdienst konnten. Ein hölzernes Wasserfass wurde mit einem Pferdewagen gezogen. Die Sprengeinrichtung fertigte Schmied Gaiser an. Dem kleinen Nachbarnbub Erich war es ein Vergnügen, auf dem Fass zu sitzen und bei Bedarf mit dem Holzstöpsel das Fass zu öffnen. Das Wasser wurde hinter der Schmiede aus der Echaz geschöpft. Festumzug Wannweiler Vereine. Musikverein und Gesangverein mit Vereinsfahne auf der Hauptstraße vor dem Gasthaus Zum Ochsen,davor die Dorfjugend, ein Bub mit Matros

Das Brünnele

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Ein kleiner laufender Brunnen plätscherte an der Kusterdinger Straße, etwa vor dem Haus Wolf. Die Nachbarn konnten ihre Gießkannen füllen, die Schulkinder, etwas oberhalb steht die Uhlandschule, konnten sich nassspritzen und bei einem größeren Hund reichte sogar die Schnauze bis zum Wasserstrahl. Die Leitung zum Brunnen beim Brunnenleibßle führte hier vorbei, deshalb vermute ich dass nach der Brückensprengung dieser Brunnen angelegt wurde. Beim Ausbau der Kusterdiner Straße um 1974 wurde das Brünnele entfernt und ein neuer, künstlerisch gestalteter Brunnen ein paar Meter weiter aufgestellt. An diesem kann man keinen Schlauch mehr anschließen. Es gibt ja auch keine Wagen mit Holzfässer mehr. Der Bulldoggfahrer konnte schon ein weilchen einkehren oder etwas anderes schaffen, bis mit dem Schläuchlein das Fass gefüllt war.