Konfirmation 1841


Erziehung im 19. Jahrhundert

Wenn man nicht umziehen muss, bleibt vieles am angestammten Platz liegen. Deshalb blieb das Gesangbuch samt Denkspruch an die Konfirmation 1841 im Haus des "Kronenwirts Albert" erhalten. Der Großvater von Albert Gaiser, Johann Georg Gaiser (1827-1897) wurde am 1. März 1841 von Pfarrer Lorenz Ruoff konfirmiert. Schon vorher bekam er das Gesangbuch, welches damals nicht nur im Konfirmandenunterricht sondern auch in der Schule verwendet wurde. Die Konfirmation wurde in Württemberg im Jahr 1723 eingeführt.

Der Gesangbuchstreit, Soldaten besetzen Kichentellinsfurt.

Das Gesangbuch des Johann Georg Gaiser ist eine 1812 aufgelegte Ausgabe des 5. Württembergischen Gesangbuch von 1791. Ein rationalistisches Gesangbuch das die bisherige Überlieferung grundsätzlich verlässt. Es enthält 625 Lieder, vom vorherigen Buch wurden nur 114 Lieder übernommen. Fast könnte man das Sprichwort "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" auch auf dieses Buch anwenden. Die Pfarrer stießen bei der Einführung auf Widerstand beim Volk. In Kirchentellinsfurt kam es im Advent 1800 zum Eklat, die Gemeinde sang mit einer Stimme andere Lieder als vom Pfarrer angesagt. Auf dem Rathaus gab es deshalb später sogar einen Tumult als die Ruhestörer vernommen wurden. Der Streit gärte ein weiteres Jahr. Nachdem im Advent 1801 der Schulmeister zusammengeschlagen wurde, trauten sich auch Pfarrer und Schultheiß nicht mehr Nachts aus dem Haus. Ein Militärkommando aus Stuttgart rückte im Ort ein, verhängte eine Ausgangssperre und verhaftete einige Personen. An Heiligabend rückten die Soldaten wieder ab. Eine Teilschuld an der ganzen Sache wurde Schultheiß Michael Scherer zugeschrieben, weil der gebürtige Wannweiler nicht im Ort wohne und deshalb seine Amtspflichten nicht sorgfältig genug ausführen könne. Der Gesangbuchstreit kostete ihn das Amt, gestandenen Bürgern einige Tage Freiheit und die Gemeinde bekam eine saftige Rechnung für die zehntägige Besatzung mit 71 Mann und 2 Offizieren. Die ganze Gechichte ist sehr ausführlich und spannend von Peter Maier in der Kirchentellisfurter Dorfchronik beschrieben. (Herausgegeben 2007, Seiten 227 bis 246.)

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