Zeitzeugen, 1. September 1939


Einberufungsbefehl, sogenannter Stellungsbefehl für DRK-Helferin Elisabeth Lumpp zum Kriegseinsatz nach Straßburg.

Mobilmachung, die ersten Kriegstage.
Helene Hafner geb. Werner, * 1926, Tochter des Waldrandwirts Werner, erzählt, wie sie die ersten Kriegstage in der Gastwirtschaft ihrer Eltern erlebte: "Am Abend des 31. August 1939 spürten auch wir Kinder daß etwas besonderes in der Luft lag. Unser Vater bediente die Stammgäste, hantierte immer wieder am Radio herum. Wir Kinder halfen in der Küche beim Spülen. Durch die Lüftungsschlitze der Heizung konnten wir den Gastraum beobachten und das Radio hören. Es kam Marschmusik und Reportagen von Aufmärschen. Wir hörten zum ersten Mal den Begriff "Tannenberg", konnten uns aber nichts darunter vorstellen. Die Männer am Stammtisch spielten Karten und genossen den Feierabend an diesem Donnerstag. Unser Vater ermahnte die Stammgäste: "Männer hört auf mit Kartenspielen, es gibt Krieg". Die Männer am Stammtisch lachten den Wirt aus: "was wird es Krieg geben, bring lieber noch eine Runde". Am selben Abend noch kam der Sohn Emil des Posthalters Johann Jakob Hipp in die Wirtschaft und brachte ein paar Männern des Stammtischen ihren Stellungsbefehl. Am Freitag den 1. September 1939 war dann die allgemeine Mobilmachung. Wir Kinder konnten uns unter einem Krieg nichts schlimmes vorstellen. Das Wort Krieg verbanden wir mit spannenden Geschichten, die unser Vater abends beim Zubettgehen erzählte. Er war Kriegsteilnehmer im ersten Weltkrieg und hat uns Kinder natürlich nicht die schlimmen Episoden mitgeteilt. In Spannung und Erwartung freuten wir uns auf die Abwechslung. Vater sagte aber auch, "wenn Krieg wäre, würden keine Brotriebel im Haus herumfahren". Unsere Ahne meinte, jetzt kommt eine ganz, ganz schlimme Zeit. Schon in den ersten Kriegstagen wurden manche Waren knapp. Zum Beispiel gab es nicht mehr so viel Waschmittel und Seife im Angebot."
Es sollten noch beinahe zwei Jahre vergehen, bis Pfarrer Bausch den ersten Gefallenen ins Kirchenbuch eintragen musste. Adolf Hoch führte die lange Liste der nicht mehr heimgekehrten an. Er fiel am 17.August 1941 in Rußland. Auch der Sohn des Postboten Jakob Hipp, Emil, Jahrgang 1902, ist im Krieg geblieben, er starb im Mai 1946 im Gefangenenlager Winogradowka Kischinew in Rußland.

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