Der Bürstenbinder kommt

Besenbinder Josef Störzer aus Lützenhardt kam regelmäßig und bot sein Sortiment an der Haustür an.

Die Waren hatte er traditionsgemäß an einem Riemen umgehängt. Seine Mutter und sein Großvater bereisten früher schon unsere Gegend. Er erzählte, dass seine Mutter als sie nicht mehr reisen konnte, noch hochbetagt in der Werkstatt Besen herstellte. Wir kauften ihm gerne etwas ab, allerdings waren seine Bürsten und Besen so gut, dass sie fast ewig hielten und selten nach Ersatz schrien.


Störzers Mutter bereiste schon unsere Gegend,

dabei übernachtete sie in Kusterdingen bei der Familie Adam Mozer. Josef Störzer kam mit seinem Auto, stellt dieses im Ort ab und ging zu Fuß von Haus zu Haus. Hier ließ er sich In der Au gerne fotografieren. Er durfte zu Recht stolz auf sein Handwerk sein, dem man auch allerhand negatives nachsagt und auch die Lützenhardter waren keine "Gewöhnliche".

Es war einer seiner letzten Besuche bei seinen Stammkunden.

Im Dezember 1991 oder 1992 kaufte ich ihm das letzte mal etwas ab. Kehrwisch, Wurzelbürste und Beizpinsel. Nun hat diese Tradition auch aufgehört. Schade. Fachmärkte bieten nun das Sortiment der Bürstenbinder an, das nicht unbedingt aus Lützenhardt, sondern eher aus einer "gelben" Gegend kommt.

Kommentare

Raimund Vollmer hat gesagt…
Lieber Walter, wieder einmal eine der Bildgeschichten, die uns allen den Wandel des letzten halben Jahrhunderts deutlich machen. Ich weiß noch, dass meine Großmutter den "Bauchläden" der Hausierer nie widerstehen konnte. Irgendetwas hat sie immer gekauft - und sich dabei höchst angenehm unterhalten.
heroleo hat gesagt…
Lieber Walter, bei uns in Hessen hieß das "de Berschdebinner". Er rangierte unter dem negativ belegten Oberbegriff "Hausierer", wie auch der Scherenschleifer. Wie ich aus meiner Kindheit noch gut weiß, war er ein sympathischer Mensch. Du hast vollkommen recht. Noch heute pflege ich die Reifen meines Autos mit einer Wurzelbüste meiner Oma, die einmal beim Bürstenbinder in den 60er Jahre gekauft worden ist. Schade, dass es das alles nicht mehr gibt. Gern denke ich übrigens auch an die "Holzmaschien" von Julius Kieselbach, die mir aufgrund ihrer für ein Kind bedrohlich anmutenden Säge ordentlich Respekt eingeflößt hat.
Anonym hat gesagt…
Von einem der das Trinken mit dem >Saufen verwechselt, sagt der Volksmund: "Der hat Durst wie ein Bürstenbinder". Über das Fahrende Handwerk wie z.B. Krattenmacher, Kesselflicker, Scherenschleifer usw. wurde schnell ein Negativurteil gefällt. Auch gab es Ortschaften, da fuhren sogar die Zigeuner "im Carré" durch, oder man zählte die Finger, nachdem man einem Einwohner die Hand gab.Aber das ist schon so lange her, dass man die Namen nicht mehr nennen muss.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Bahnhofstraße vor 48 Jahren, ein Vergleich

Willi Narr, ein Wannweiler Original

Hausabbrüche in der Bahnhofstraße