Die Familie Walz im Jahr 1890
Der Photograph kam zu den Bauern.
Damals waren noch Wanderfotografen unterwegs. Man hängte eine Plane vor die Scheune, rief die Familie zusammen und zog die besten Kleider an. Hier ein seltene Darstellung der Wannweiler Männertracht mit Lederhose. Die bunte Tracht des Mädchens wurde nachträglich koloriert. Solange die Bauernfamilie sich richtete baute der Fotograf seine Kamera auf und richtete die Glasplatten her.
Die abgebildeten Personen:
Johann Georg Walz (12.7.1833 - 3.5.1906) mit seiner Frau Elisabetha geb. Kern (29.12.1837 - 29.12.1900) und ihren Kindern. Links steht in Tracht Tochter Elisabeth (29.1.1861 - 27.12.1912), hinter dem Vater stehen Sohn Johann Georg (9.2.1866 - 24.2.1940) und sein kleiner Bruder Christian (27.2.1878 - 1.5.1939).
Die Wannweiler Familie wohnte damals in der Taubengasse im Haus Nummer 65, nach heutiger Zählung Dorfstraße 21. Zuletzt wohnte in diesem Haus der Plattenleger Karl Harrer.
Die Eltern heirateten am 10.1.1860 in Wannweil. Sohn Johann Georg heiratet am 6.5.1902 Pauline Leipsle, ihre Nachkommen leben noch in Wannweil. Sohn Christian heiratet am 14.4.1904 Wilhelmine Rilling, sie wohnten in der Dorfstraße im ehemaligen 10. Lehenshof und wurden „Walz im Hof“ genannt. Von dieser Linie leben hier noch kinderlose Namensträger. Der Vater Johann Georg ist ein 4xUrenkel, seine Frau Elisabetha Kern eine 5xUrenkelin von Simon Wollpert.
Eine Woche vor Elisabethas zweitem Geburtstag brachte die Mutter Zwillinge zur Welt. Sie starben bei der Geburt, man hat damals nicht mal das Geschlecht festgehalten. Sie blieben ohne Namen weil man die Kinder nicht taufen konnte. Ein Jahr darauf gab es nochmals eine Totgeburt, bevor der Johann Georg kam. 1869 kam dann noch ein Jakob auf die Welt, er wurde drei Tage alt. Maria, im März 1874 geboren wurde 2o Wochen alt. Der Christian war dann der letzte und Jüngste, seine Mutter war gerade 40 Jahre alt und die große Schwester Elisabeth war siebzehn. Sie war nie verheiratet und hat wahrscheinlich immer im Haushalt und beim Bauernumtrieb mitgeholfen.
Jakob Walz, der Ur-Ur-Großvater des Johann Georg Walz ist Ende des Dreissigjährigen Krieges am 16. März 1647 in Reutlingen geboren. Nach den Kroateneinfällen 1638 wurde die Wannweiler Einwohnerzahl von 275 auf 37 Seelen dezimiert. Viele Familien flüchteten in die nahe Stadt und kamen nach dem Krieg wieder zurück um die verwüsteten Anwesen wieder neu zu besiedeln. Im Pfarrhaus und beim Schultheiß gab es keine Aufschriebe mehr, alles war vernichtet.
Meine Urahne, Elisabetha Ott geb. Walz war eine Schwester des abgebildeten Johann Georg. Sie war 57 Jahre lang Witwe, ihr Mann, der Bahnwärter Christoph Ott ist jung verunglückt.
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