Waschtag 1925


Dieses Foto zeigt Pauline Ott geb. Heusel (1874-1928) vor ihrem Haus "In der Au 3". Dazu passt der nachstehende Bericht, welcher 30 Jahre später entstand. Beim Kinderfest im Juni 1958 stellte Lehrerin Käthe Schmid mit ihren Schülerinnen im Festzug einen Waschtag dar. Das Foto entstan im Fabrikhof der Spinnerei bei der Aufstellung des Zuges.

Erinnerung an einen Waschtag 1954
Hier schreibe ich wie ich als etwa sechsjähriger Junge einen Waschtag meiner Mutter und meiner Tanten erlebt habe, in einer Zeit, welche große Umbrüche mit sich brachte. Ich erlebte eine Situation, welche sich mehr als dreißig Jahre nicht verändert hatte. Nach dem Kauf des ersten Bosch-Waschvollautomaten in den sechziger Jahren wird sich der Vorgang des Waschens weitere Jahrzehnte nicht mehr verändern.
Der Waschtag glich einem Ritual, jeder Handgriff zur Vorbereitung wurde in einer bestimmten Weise verrichtet, jedes Gerät, jegliches Zubehör mußte auf seinem vorgesehenen Platz stehen. Tageszeit und Wetter waren ebenfalls von großer Bedeutung. Ich hatte viel Zeit, um am Waschtag aufzupassen, durfte ich doch noch ein Jahr springen, das hieß, nur meine Eltern dachten damals an meine kommende Schulzeit.
Überraschend kam der Waschtag nicht für mich, denn schon am Vortag standen mindestens zwei mit Eisen bereifte Holzgelden, gefüllt mit Wäsche und Seifenlauge in der kleinen Waschküche. Am anderen Morgen, schon sehr früh am Tage, wurde ich dann durch die Geräusche der Waschmaschine geweckt: klack-klack, Pause, klack-klack, tönte laut und rhythmisch der Kolbenschlag des Wassermotors. Jawohl, der Wasserdruck unserer Wasserversorgung sorgte dafür, daß ein Kolben in einem liegenden Zylinder hin und herfuhr und dabei über eine Zahnstange und ein kleines Zahnrädchen eine Art Quirl im eisenbereiften Holzbottich der Waschmaschine vor- und rückwärts bewegte. Klach-klack, wenn ich mich im Bett aufrichtete, sah ich weiße Rauch- und Dampfwolken am Fenster vorbeiziehen. Diese Vorboten eines vielversprechenden Tages, sowie der meist blaue Himmel lockten mich sogleich hinunter vor das Haus. Im Hof, vor der Haustür an der Straße, eigentlich am Weg, Straßen gab es damals nur wenige im Ort, hatte mein Vater in aller Herrgottsfrühe die Wäscherei aufgebaut. Er hatte zusammen mit meinem Onkel den schweren Waschkessel vom Ofenrohr gelöst und aus der Waschküche herausgetragen, außen bekam der Kessel ein anderes Rohr, mit einem Hut obendrauf. Auch die Waschmaschine wurde in den Hof geschleppt, daß dieser Transport durchaus normal war, sah ich an den Tragegriffen, welche an Kessel und Waschmaschine angebracht waren. Jetzt wurde der Wassermotor angeschlossen, ein roter, mit einer Metallspirale umwickelter Gummischlauch wurde zwischen Wasserhahn und Motor geschraubt, ein zweiter Schlauch führte von der Maschine weg in den Schacht des alten unbenützten Brunnens. Da nur der Wasserdruck genützt wurde ,lief das Wasser in Strömen während der gesamten Waschzeit in den Schacht. Wurde in dieser Zeit Wasser gebraucht, zog man einfach den Schlauch aus dem Schacht und füllte einen Eimer.

Kommentare

Werner Früh hat gesagt…
Das linke Gerät wird wahrscheinlich eine sog. "Mangel" sein. Interessant auch die vielen Behältnisse, Zuber, Eimer, "Kratten", die da rumstehen. Diesen Aufwand konnte man sich nicht jeden Tag leisten, wahrscheinlich nicht mal jede Woche....

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