Innenansicht der alten Johanneskirche in Wannweil 1872

Ölbild von Robert Heck
Der Künstler Robert Heck (25.4.183111.11.1889, Betzinger Malschule) malte das Bild 1872 mit fotografischer Genauigkeit. Nach seinem Tod kam es in den Besitz seines Sohnes Ernst Heck, der nach Amerika auswanderte. Die Nachkommen von Ernst Heck leben in Texas/USA und sind heute in Besitz des Bildes.
Am rechten Bildrand sieht man durch den halben Chorbogen einen Ausschnitt des Chores. Gut zu erkennen ist die Kreuzigungsszene der 1968 wiederentdeckten Fresken, ebenso Altar und Taufstein. Detailgetreu gemalt ist auch das Maßwerk des damals schlicht verglasten linken Chorfensters. Die Bildmitte nimmt die Kanzel ein. Sie ist mit einem roten Tuch behängt und mit Girlanden geschmückt. Der Schalldeckel scheint bemalt zu sein. Das Hauptmotiv ist eine junge Frau in dunkler Wannweiler Tracht mit einem etwa zehnjährigen Mädchen, das ebenfalls eine einfache Tracht mit einem Leiblesrock trägt. In den Bankreihen sitzt eine ältere Frau. Sie trägt eine Abendmahlstracht, die deutlich an der Florhaube, einer schleierartigen Kopfbedeckung zu erkennen ist. In Wannweil war die Florhaube unter dem Begriff "Säbelhaube" bekannt. Sie wurde nur zu besonderen Anlässen, wie zum Abendmahl, zu Beerdigungen und am Karfreitag getragen. In der Blütezeit der Trachtenmode durfte sie an der Konfirmation erstmals getragen werden, ebenso von der Braut beim Hochzeitsfest. Die verzierte Holzsäule zwischen den Personen trägt die Empore. Die 1891 entfernte nördliche Wand des Schiffes zeigt deutlich eine Bemalung. Die Bankreihen sind schlicht ausgeführt. Der Fußboden ist mit großformatigen Steinplatten ausgelegt. Unten rechts ist das Bild beschriftet: "Wannweil 29/6/72".
Stahlstich von C. Hartmann
Nach diesem Gemälde wurden Ende des 19. Jahrhunderts mindestens zwei Stahlstiche angefertigt. Der reproduzierte Stich trägt den Titel "Nach der Trauung". Die Bildunterschrift lautet: "gemalt von Robert Heck, Verlag H. Schönlein Stuttgart, Druck J. Niederbühl, gestochen von C. Hartmann Stuttgart". Das Motiv ist fast strichgenau identisch mit dem Bild von Robert Heck. Nur anstelle der Frau mit dem Mädchen ist ein Brautpaar mit weiteren vier Personen eingefügt. Es darf als sicher gelten, daß die Vorlage dieses Stiches das besagte Ölgemälde ist. Laut Angabe des Heimatmuseum Reutlingen soll es sich bei dem jungen Paar um den Schuhmacher Nestel und Anna Margarethe Dalm aus Betzingen handeln.

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