Aussteuertruhe 1786


Noch in Familienbesitz befindet sich eine Aussteuertruhe, welche schon an ihrem angestammten Platz, im Bauernhaus „Wollpert“ in der Kirchentellinsfurter Straße zur Antiquität wurde. Das Alter ist leicht festzustellen, da es sich um ein bemaltes und mit der Jahreszahl 1786 datiertes Möbel handelt. Im Familienbesitz ist die Truhe geblieben, auch wenn sie umziehen mußte. Die Möbel in der Stube wurden nie umgestellt oder gar ausgewechselt, bis zur Haushaltsauflösung standen Tisch, Kanapee und Büfett der Eltern an ihrem Platz. Warum die Truhe eines Tages ein Stockwerk tiefer in den Hühnerstall gestellt wurde, ist nicht mehr nachvollziehbar. Der Bemalung und dem Zustand hat dieser Aufenthalt nicht geschadet. Die verschmutzte Oberfläche wurde später mit Seifenwasser gereinigt und mit Leinöl konserviert. Wurmbefall war nicht festzustellen. Entstanden ist die Truhe oder der Trog, die mundartliche Bezeichnung war Trog oder Wäschtrog, mit Sicherheit in Wannweil, wir wissen jedoch nicht, ob ein Schreiner, Zimmermann oder Wagner dieses Möbel baute. Im Jahr 1824 übten in Wannweil 1 Küfer, 1 Wagner und 3 Zimmerleute einen Holzberuf aus, in Betzingen gab es 3 Schreiner, in Reutlingen 19 Schreiner mit 4 Gehilfen. Bei der Holzauswahl wurde die Verwendung von Hartholz auf das notwendige beschränkt, so sind lediglich die Querfriese des Deckels aus Eichenholz. Vielleicht hat man in dieser Zeit der Bemalung einer geschnitzten Verzierung den Vorzug gegeben, weil das einheimische Fichtenholz recht astig war und deshalb sich nur schwierig schnitzen ließ. Außer der Bemalung mit einem Blumenmuster sind als Zierde vorne senkrechte Profilleisten aufgesetzt, der Sockel ist ausgeschweift, am Deckelfries ist ein Profil angestoßen und das Eichenfries ist sparsam eingekerbt. Die Jahreszahl wurde aufgemalt. Der Deckel ist mit einem schmiedeeisernen Schloß mit Schlüssel abschließbar. In der Truhe ist ein mit einem Deckel versehenes Fach, etwa 30 cm breit. Ich könnte mir denken, daß darin das Zubehör zur Tracht, wie Brustplätz, Schappel, Schmuck usw. Aufbewahrt wurde. Die Außenmaße der Truhe sind in der Länge 175cm, in der Tiefe 60 cm und in der Höhe 88 cm. Im Haus des Wilhelm Mayer in der Brühlstraße stand eine ähnliche Truhe, diese konnte jedoch beim Abbruch des Gebäudes nicht gerettet werden, leider war sie so vom Holzwurm zerfressen, daß sie regelrecht zusammenfiel, nur das schmiedeeiserne Schloß konnte aufbewahrt werden. Eine weitere Truhe gehörte dem Ochsenwirt Georg Wollpert und ist jetzt im Besitz seiner Nachkommen

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