Anekdoten von Helmut Hipp



Helmut Hipp war ein Musikertalent. Seine Begabung wurde auch von seiner Familie durch den Kauf eines Pianos gefördert. Wenn in den Reutlinger Lichtspielhäuser ein neuer Film anlief, nahm er aus dem Hühnerstall seiner Eltern ein paar Eier, um sich damit Im Kino Eintritt zu erkaufen. Kam er dann nach Hause, konnte er die Filmmusik aus dem Kopf nachspielen. In der Johanneskiche durfte er auf der Orgel üben. Nachdem er auch da, zur Ergötzung der lauschenden Nachbarn, neue Film-Walzer spielte war es aus mit der Freude. Dem Pfarrer hat dies nicht gefallen. Er arbeitete wie sein Vater auch, in der Spinnerei. Wie klein die Welt sein kann, erfuhr sein Vater als Helmut im Feld stand und sich in Russland aufhielt. Eine in der Spinnerei verpflichtete Fremdarbeiterin aus Russland erzählte dem Jakob Hipp, seinem Vater von einem deutschen Soldaten, welcher in ihrem Heimatort auf vielen Instrumenten Musik mache. „Das kann nur mein Helmut sein“ meinte er. Helmut Hipp war ein Künstlertyp und wollte auch so erscheinen. Da er gerne eine modische Brille besessen hätte, simulierte er Sehschwäche, damit sein Vater mit ihm zum Augenarzt ging. Nach vielem Anprobieren musste er dem Arzt und seinem Vater gegenüber zugeben, dass er durch Fensterglas die Schrifttafel am besten erkennen konnte. Statt einer Brille gab es nun einen Rüffel von seinem Vater. Leider ist Helmut Hipp in Russland geblieben und im 20. Lebensjahr auf dem Soldatenfriedhof in Stalino beerdigt worden.
Die Todesanzeige und die Geschichten wurden mir von Klaus Hipp zugetragen. Die Anekdote vom Orgelspiel hat auch meine Mutter, als Kirchennachbarin bestätigt. Sie meinte, der Walzer „Ich tanzte mit di in den Himmel hinein“ hätte auf unserer Kirchenorgel herrlich geklungen.

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