Wannweil und seine 15 Lehenshöfe, der 12. Hof

Zustand 2009, das Bauernhaus ist nicht mehr.

Viele halten es heute noch für eine Sünde, so ein Ortsbild prägendes Gebäude einfach abzureißen. Allerdings, ganz einfach machte es sich der Gemeinderat nicht. Es wurde wenigstens viel darüber diskutiert. Das Wohnhaus mit Stall stand giebelständig zur Dorfstraße, dort wo heute ein Parkplatz für vier PKW ist.


Dorfstraße 12, Zustand um 1970

Die Perspektive stimmt fast mit dem heutigen Foto überein. Noch vorhandene Vergleichspunkte sind links die Scheunenecke, dahinter das Schulgebäude und rechts Haus Dorfstraße 10. Die Adresse Dorfstraße 12 gibt es nicht mehr.
Rückansicht um 1970

So blickte man bis 1973 auf das Anwesen des "Mayer-Steffen". Das Wohnhaus ist am Strommasten erkennbar. Rechts davon die Scheunen. Der Sohn des "Mayer-Steffen", Georg Mayer gab 1960 ein Wannweiler Heimatbuch heraus. Längst vergriffen ist es heute immer noch lesenswert.


Der 12. Hof auf dem Plan von 1842.

1930 gehörte das Haus mit der Nummer 30 dem Landwirt Stefan Mayer (1872-1958) und seiner Ehefrau Christine geb. Gaiser (1878-1951).
1811 war Max Steinmayer der Besitzer. Er tauschte jedoch 1723 mit Georg Gaiser vom 1. Hof.
Zitat: "So oft dieser Hof von Verkaufs, Sterbens oder in andere Weg, von einer Hand in die andere kommt, so gibt der, der davonfährt, lebendig oder tot, zu Weglohn dem Spital drei Pfund, dreizehn Schilling und der der darauf kommt auch soviel Handlohn."
Beschreibung des Anwesens: " Ein Haus, Scheuren und ein Garten dessen auf ein Hofstatt und gelegen hinter dem Haus zwischen Sebastian Steinmayer ein- und anderseits Hans Gaißer liegend, vorn auf die gemeinen Straßen, dahinten Hans Röser ? Witibin Hofacker stoßend."
Flurnamen: Kälberwasen, Grieß, Grubwiesen, im Greutlein, am Fürstbach, auf Wingen, auf Bühl, im Öhroch (ein Hühnerloch wird auch erwähnt, vermutlich ist das gleiche gemeint, mundartlich heißt Hühnerloch "Hearloch".)
Besitz: 6 Mannsmad Wiesen, 20 Jauchert Acker.

Presseartikel im GEA vom 6.9.1973

In diesem Artikel wird auch auf die Bewohner eingegangen. Heimatbuchautor Georg Mayer hat über sein Elternhaus einiges im Buch veröffentlicht woraus im GEA hier zitiert wird.
Die späteren Bewohner, eine sozial schwache Familie, kamen 1967 sogar in der Bild-Zeitung. Damals hat sich ihr Sohn, der elfjährige Arnold M. im Stall erhängt.


Trachtenpaar vor dem Haus des Mayer-Steffen.
Die dargestellten Personen kann ich nicht benennen. Zur Familiengeschichte: Das Ehepaar Stefan und Christine Mayer hatte 3 Söhne, Georg (*1899) hat 1966 ein Heimatbuch geschrieben, Alfred (*1907) und Edwin (*1911) ist am 19. Oktober 1944 in Nicklashagen, Ostpreußen, gefallen. Der Großvater von Stefan Mayer, Johann Jakob Mayer, war ebenso wie dessen Vater, ein gebürtiger Sickenhäuser, Schultheiß in Wannweil. Christine Mayer geb. Gaiser war die Schwester des Dorfschmiedes Albert Gaiser. Schon dessen Großvater betrieb in Wannweil das Schmiedehandwerk.
Von Stefan Mayer könnte ich alle acht Urgroßeltern benennen. Es sind alles bakannte Wannweiler Namen: Mayer, Herrmann, Kern, Hipp, Henes, Gaiser, Wollpert, Walz. 14 Ur-Ur-Großeltern sind ebenso bekannt. Es können ohne weiteres Familienbeziehungen zu den anderen Höfen hergestellt werden.

Kommentare

Unknown hat gesagt…
Lieber Walter,

es ist eine Sünde, dieses Gebäude
abgebrochen zu haben!
Der Wannweiler Gemeinderat und das Bürgermeisteramt haben wenig Weitblick bezüglich der Schaffung einer Identität eines Ortes gezeigt.

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