Der Firstbach und die Gänsweide 1906

Das Gebiet Gänsweide um 1906
Die Bahnstrecke wurde 1862 eröffnet und 1900 zweigleisig erweitert. Erst 1903 bekam Wannweil eine Haltestelle mit Verladeplatz und Abstellgleis. Telegrafenleitungen begleiten die Bahnlinie. Dahinter das wilde Bachbett des Firstbaches. Am rechten Bildrand ist eine Wasser-Stellfalle zur Wiesenbewässerung zu erkennen. In der Bildmitte stößt vor dem Bauernhaus Görlach ein gepflegter Obstgarten an eine Kiesgrube. Die heutige Schillerstraße würde vom linken Bildrand quer durch den Obstgarten bis zur Mitte des rechten Bildrandes verlaufen. Den Vorkriegsgeborenen war die Kiesgrube mit dem Firstbachbett ein willkommener Abenteuerspielplatz. 
Günther Rilling Jahrgang 1930, erinnert sich:
Es gab Hügel, einen tief eingeschnittenen V-förmigen Graben zur Bahnlinie hin. Drei Meter hohe Felben (Kopfweiden) konnten, versehen mit großen Gummischleudern die wir Granatwerfer nannten, als Festungen oder Kommandobrücken dienen. Wenn die Rübenmiete unseres Nachbarn Johannes (sprich Saurübenloch) im Sommer leer war, wurde sie als Räuberlager benützt, das es zu verteidigen galt. Geteilt wurde die Gansweide vom Firstbächle. Auf der einen Seite zog sich winters die Schlittenbahn herab, auf der anderen grubelten wir sommers in einem Miniaturkiesbruch. Auf beiden Seiten schlossen sich zum Firstbächle hin die Hecken an. Dort richteten die Jungen "Lager" ein, die Mädchen Häuschen, im dichtesten Gestrüpp zwischen Hasel, blutrotem Hartriegel, Pfaffenhut, Feldahorn, Silberpappel, Erle, Weide und was sonst noch wuchs. Als Profiant spendeten die wilden Stachelbeerbüsche ihre winzigen Beerchen. Dass wir dabei befürchten mussten, der Stock des Feldschützen könne sich jederzeit aus dem Gebüsch erheben, machte die ganze Sache noch abenteuerlicher und ließ unsere jungen Herzen immer etwas beben, seit Generationen.

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