Gasthaus zum Ochsen, ehemalige Schildwirtschaft

Im Nebenzimmer um 1936 (Album Weißschuh)

Die junge Bedienung setzte sich extra für den Fotografen auf den Stuhl neben dem Ofen, wer erkennt sie? Ganz im Stil der Zeit mit Dauerwelle und adrettem Schürzchen. Das Foto ist betitelt mit "Im Nebenzimmer des Ochsen".

Der ehemalige Stall des Ochsen, Aufnahme 1. Mai 1981
Im hinteren Teil der Gastwirtschaft befand sich der Stall. Dort konnten auch Gastpferde eingestellt werden. An Stelle der Scheunen wurde um 1965, hier im Bildhintergrund, ein Dreifamilienhaus erbaut. 

Bei einer guten Gastwirtschaft erwarten wir eine ausreichende Anzahl von Parkplätzen. Der Ochsenwirt Johann Georg Wollpert bot Ausgangs des letzten Jahrhunderts den einkehrenden Fuhrleuten Ab- und Unterstellmöglichkeiten für Wagen und Pferde. Eine kleine Anekdote sei dem Ochsenwirt (frei nach August Lämmle) noch in den Mund gelegt: Der Fuhrmann Martin aus Betzingen, welcher, das Echaztal hinauffahrend, genau vor dem Ochsen seine Gäule verschnaufen ließ, vertrieb sich seinen Durst solang beim Hansjörg. Einmal hatte der Fuhrmanns-Marte gute Geschäfte gemacht und wollte etwas besonderes trinken. „Hansjörg, was host für an guate Wei ?“ Der Ochsenwirt bot Ihm einen Schillerwein, mit der Bemerkung: „Der ist ohne Most, i´hau aber au no an Weißa, der ist ganz ohne Most.“ Unser Martin ist vorsichtig geworden und gab´s dem Hansjörg heraus: „Woischt was, Du brengscht mir jetzt an Most, do weiß i gewiß, daß koin Wei dren ischt.“ Ob sich diese Geschichte wirklich im Ochsen zugetragen hat ist nicht gesichert, vielgelobt wurde damals jedenfalls der gut ausgebaute Heilbronner in den Eichenfässern des Ochsenkellers.
Ernst Gaiser erinnert sich:


Die Fuhrleute von Dettenhausen haben Sandstein reingeführt nach Reutlingen, die haben eingekehrt im Ochsen. Sie haben gevespert und ihre Gäul gefuttert, denn dort war auch ein Brunnen, denn wo ein Brunnen gewesen ist, hast auch tränken können. Da ist Platz gewesen, verstehst? Da haben sie können hinfahren, das war ein Provit (für den Ochsenwirt). Beim Hirschwirtsbäck, beim Hirschwirtskarl haben sie nicht eingekehrt, da ist kein (laufender) Brunnen gewesen.


Der Keller des Ochsen, Aufnahme 1. Mai 1981

Über dem Hof, als Nebengebäude, befindet sich noch der Gewölbekeller der Gastwirtschaft. Hiesige Fuhrleute holten den "Heilbronner" Fassweise aus dem Unterland. Im Schlußstein des Rundbogens steht
 " 18 J.W.B. 41" . Zu dieser Zeit war der Bürger Johann Jakob Wollpert der Ochsenwirt. Der gebürtige Wannweiler des Jahrgangs 1799 heiratete 1831 Katharina Riehle aus Immenhausen. 62-jährig starb er 1861.
Schon sein Vater, der Richter Johann Jakob Wollpert war Ochsenwirt und sein Sohn sowie sein Enkel werden Ochsenwirte. Mit seiner Urenkelin, der Ochsenwirts-Lydia, endete nach dem zweiten Weltkrieg die "Wollpertdynastie" im Ochsen, die Schildwirtschaft wurde aufgegeben. In den Gasträumen zog der "Konsum" ein.
Siehe auch:
 "Der 5. Lehenshof"


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