Sattler Gaiser



Wannweiler Handwerker aus vergangenen Tagen
Sattlermeister Ernst Gaiser.

Ernst Gaiser wurde 1908 in Wannweil geboren, sein Vater Christian Gaiser war Besitzer eines stattlichen Bauernhofes in der Einfahrtstraße. (Heute Einfahrtstraße 4 und 4a) Er verbrachte dort seine Jugend und heiratete ins Haus des Karl Sauters in der Wilhelmstraße ein. 1936 legte er die Meisterprüfung im Sattlerhandwerk ab, selbstständig machte er sich bereits 1931 im Haus seines Vaters. Den Krieg machte er von Anfang an mit und kam 1947 von der Gefangenschaft. 1951 erstellte er einen Anbau am schwiegerelterlichen Bauernhaus und richtete sich dort eine neue Sattlerwerkstatt ein. Anfangs arbeitete er etwa in gleichen Teilen für die Bauern, polsterte Bettroste und Sofas oder verlegte Linoleumböden, später, durch den Rückgang der Landwirtschaft bedingt, lag der Schwerpunkt in der Raumausstattung. Nebenher betrieb er eine kleine Landwirtschaft. 1986 bekam er den goldenen Meisterbrief.

Von Früher erzählt Ernst Gaiser:
Ein Pferdekummet in normaler Größe mißt etwa 60 cm im Loch gemessen. Vor dem Krieg kostete der Centimeter eine Mark. Zum Auspolstern nimmt man Roggenstroh, das ist zäh und bricht nicht. Ein Kummet besteht aus sechs verschiedenen Ledersorten. Die Kummethölzer, möglichst krumm gewachsene Eschen- oder Ulmenhölzer, sind in der Form für den Handgaul anders als für den Sattelgaul. Der Handgaul führt den Wagen, der Sattelgaul zieht den Wagen (bei paarweisem Vorspann). Am Kummet befestigt wird ein Kamm, eine Büchse mit Fett und unter einem Dachsfell geschützt der Ersatzstrick. Angefertigt wird das Kummet auf dem Kummetstock, einem nach oben verjüngten, im Querschnitt dem Pferdehals ähnlichen Holzklotzes, dessen Außendurchmesser das Lichtmaß des fertigen Werkstückes ergibt. (Foto: Gaiser beim herstellen eines Pferdekummet am Kummetstock)
Im Dritten Reich kamen die drei-Polster-Kummet für Kühe auf, dies ist ein Holzkummet, welches mit drei Polstern, seitlich wie oben am Hals, versehen ist. In der Regel zogen die Kühe den Wagen jedoch mit dem Stirnblatt.
Repariert und hergestellt wurden auch Geldkatzen, das sind in einen Ledergürtel eingenähte Geldbeutel, hauptsächlich für die Handwerker und Kaufleute, welche unterwegs Geldgeschäfte tätigten. So taten sich die Wirte des Adlers und des Hirsch's zusammen und fuhren mit Fuhrwerken ins Unterland, in den Wein. Die Weinfässer durften die Kinder putzen helfen, dazu stiegen sie durch das Faßstücken ins Innere der großen Fässer.

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